DIGITALE SOUVERÄNITÄT TIROL STUDIE Johanna Berndorfer · Theresa Hirsch Brimatech Services GmbH Unterstützung der digitalen Souveränität und Stärkung eines zukunftsfähigen und nachhaltigen WirtschaftsstandortsTirol www.digital.tirol
STANDORTAGENTUR TIROL DIGITALE SOUVERÄNITÄT TIROL Unterstützung der digitalen Souveränität und Stärkung eines zukunftsfähigen und nachhaltigen Wirtschafts- standorts Tirol Johanna Berndorfer und Theresa Hirsch Brimatech Services GmbH
… im Zeitalter der Digitalisierung gilt es mehr denn je, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Tirols langfristig zu sichern und gezielt auszubauen. Ein zentraler Schlüssel dazu ist die digitale Souveränität: Nur wenn Tiroler Unternehmen digitale Technologien nicht nur anwenden, sondern auch aktiv mitgestalten und kontrollieren, können sie sich unabhängig von globalen Großanbietern positionieren und im internationalen Wettbewerb behaupten. Diese Studie liefert erstmals einen umfassenden Einblick in die digitale Realität der Tiroler Wirtschaft – sie zeigt auf, wo unsere heimischen Betriebe heute bereits stark aufgestellt sind und wo es noch Herausforderungen zu meistern gilt. Mit der Initiative digital.tirol, koordiniert durch die Standortagentur Tirol, dem datahub.tirol sowie dem Cluster Informationstechnologien Tirol schaffen wir gezielte Rahmenbedingungen, um Tiroler Unternehmen bestmöglich bei ihrer digitalen Transformation zu unterstützen. Wir fördern die regionale Zusammenarbeit, stärken digitale Kompetenzen im Land und setzen klare Impulse für den Einsatz souveräner, innovativer Technologien „made in Tirol“. Unser gemeinsames Ziel ist es, Tirol als zukunftsfähigen, inno- vationsgetriebenen und widerstandsfähigen Wirtschaftsstandort weiterzuentwickeln – mit Unternehmen, die nicht nur Schritt halten, sondern mutig und selbstbewusst ihre eigenen digitalen Wege beschreiten. Diese Studie ist ein wichtiger Meilenstein. Sie zeigt nicht nur den Status quo, sondern auch klare Handlungsfelder auf. Ich lade alle Akteur:innen ein, diesen Weg gemeinsam weiter- zugehen – für ein souveränes, zukunftsfähiges Tirol. // TIROL STEHT VOR GROSSEN HERAUS- FORDERUNGEN, … MARIO GERBER Landesrat für Wirtschaft, Tourismus und Digitalisierung VORWORT
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 2 von 63 Inhaltsverzeichnis 1. Executive Summary ...................................................................... 4 2. Einleitung ..................................................................................... 6 2.1 Ausgangssituation und Zielsetzung .................................................................. 6 2.2 Studieninhalt und Methodik............................................................................. 6 3. Digitale Souveränität .................................................................... 9 3.1 Definition .......................................................................................................... 9 3.2 Digitale Souveränität in Europa ...................................................................... 11 3.3 Digitale Souveränität in Österreich ................................................................. 14 3.4 Best-Practice-Beispiele aus Europa................................................................. 17 3.5 Digitale Schlüsseltechnologien ....................................................................... 22 4. Status Tirol ................................................................................. 25 4.1 Digitale Souveränität in Tiroler Unternehmen ...............................................25 4.2 Einsatz digitaler Schlüsseltechnologien ......................................................... 29 4.3 Treiber und Trends .......................................................................................... 41 4.4 Stärkefelder, Bedarfe und Maßnahmen ......................................................... 43 5. Handlungsfelder und -empfehlungen ........................................ 47 5.1 Sensibilisierung und Sichtbarkeit für digitale Souveränität ...........................47 5.2 Förderung der digitalen Selbstbestimmung in Unternehmen....................... 49 5.3 Stärkung dezentraler digitaler Infrastrukturen und technologischer Resilienz ..........................................................................................................................53 5.4 Bereitstellung finanzieller Anreize für souveräne digitale Innovation...........56 6. Anhang ....................................................................................... 58
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 3 von 63 6.1 Interviewpartner:innen................................................................................... 58 6.2 Workshopteilnehmer:innen.............................................................................59 7. Verzeichnisse .............................................................................60 7.1 Abbildungsverzeichnis .................................................................................... 60 7.2 Literaturverzeichnis ......................................................................................... 61 7.3 Abkürzungen ................................................................................................... 63
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 4 von 63 1. Executive Summary Digitale Souveränität ist für Unternehmen, Staaten und Gesellschaften in einer zunehmend vernetzten Welt von zentraler Bedeutung. Sie beschreibt die Fähigkeit, digitale Systeme selbstbestimmt zu nutzen und zu gestalten, während die volle Kontrolle über Daten, Technologien und Prozesse erhalten bleibt. In Europa gewinnt dieses Thema insbesondere im Kontext von Cybersicherheit, technologischer Unabhängigkeit und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit an Relevanz. Für Unternehmen bedeutet digitale Souveränität, die digitale Transformation nach eigenen strategischen Prioritäten umzusetzen, wobei techno- logische, operative und datenbezogene Souveränität als zentrale Dimensionen gelten. Auch für Tirol stellt sich in der zunehmend technologiegetriebenen Wirtschaft die Frage: Wie souverän sind Tiroler Unternehmen wirklich in ihrer digitalen Transformation? Die vorliegende Studie beleuchtet diese Herausforderung und analysiert, wo Tirol im Hinblick auf digitale und souveräne Transformation steht. Ziel ist es, bestehende Herausforderungen und Potenziale zu identifizieren sowie Handlungsempfehlungen zu formulieren, die die selbstbestimmte Nutzung digitaler Schlüsseltechnologien in Unternehmen unterstützen. Denn wer sich in einer datengetriebenen Welt von globalen Technologieanbietern abhängig macht, riskiert nicht nur Kontrollverlust, sondern auch langfristige Wettbewerbsnachteile. Tiroler Unternehmen erachten digitale Souveränität durchwegs als wichtig, sind jedoch mit Herausforderungen wie hohen Investitionskosten, technologischer Komplexität und Abhängigkeit von ausländischen Anbietern konfrontiert. Erste Maßnahmen zur Erhöhung digitaler Souveränität umfassen vor allem Datenschutzstrategien, den verstärkten Einsatz von lokaler Software und gezielte Mitarbeiter:innenschulungen. Unternehmen erkennen den Mehrwert digitaler Souveränität insbesondere im Schutz sensibler Daten, in der besseren Kontrolle über IT-Infrastrukturen und der Reduzierung von Cyberrisiken. Digitale Schlüsseltechnologien sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. In Tirol setzen Unternehmen vor allem auf Künstliche Intelligenz, Cloud Computing und Cyber- sicherheitstechnologien. Es besteht jedoch zusätzlicher Technologiebedarf in Cybersicherheit, vorausschauenden Systemen, Plattformtechnologien und digitalen Zwillingen. Hindernisse für die Nutzung digitaler Schlüsseltechnologien sind hohe Kosten, Fachkräftemangel und unzureichendes Wissen über Potenziale und Anwendungsmöglichkeiten. Die digitale Souveränität von Unternehmen hängt von einer klaren Strategie, technolo- gischem Know-how und gezielten Investitionen ab. Weitere Treiber sind Förderprogramme und Beratungsangebote, die helfen, finanzielle Risiken zu minimieren, oder Lead Companies, die als Vorreiter erfolgreiche digitale Anwendungen demonstrieren. Wesentliche Trends sind Künstliche Intelligenz, Cloud-Technologien und Datenökosysteme, die Automatisierung und Entscheidungsfindung vorantreiben. Tirol hat sich als Innovationsstandort in den Bereichen Digitalisierung, nachhaltige Energie- und Umwelttechnologien sowie Gesundheitswesen etabliert. Besonders stark ist
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 5 von 63 die Förderung von Startups, digitalen Geschäftsmodellen und Smart-Tourismus-Lösungen. Die Region verfügt über eine breite Kompetenzlandschaft mit innovativen Unternehmen, einer starken Hochschulstruktur und spezialisierten Nischenanbieter:innen, insbesondere in KI-gestützten Datenanalysen und Automatisierung. Mit dem Quanten-Hub Tirol wird gezielt Quantenforschung gefördert. Besonders relevante IT-Kompetenzen, die in Tirol ausgebaut werden sollten, sind Datensicherheit, Künstliche Intelligenz und Robotik sowie die Anwendung digitaler Tools. Unterstützungsmaßnahmen zur Stärkung digitaler Souveränität durch die öffentliche Hand oder Interessensvertretungen umfassen finanzielle Unterstützung, den Aufbau von Netzwerken und Kooperationen sowie die Bereitstellung vergünstigter Ressourcen und subventionierter Beratungsdienste. Zur Stärkung der digitalen Souveränität in Tirol identifiziert die Studie vier Handlungsfelder: Sensibilisierung und Sichtbarkeit für digitale Souveränität, Förderung der digitalen Selbstbestimmung in Unternehmen, Stärkung dezentraler digitaler Infrastrukturen und technologischer Resilienz sowie die Bereitstellung finanzieller Anreize für souveräne digitale Innovation. Der Erfolg dieser Maßnahmen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand, um Synergien zu nutzen und nachhaltige Strukturen zu schaffen. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz kann sich Tirol als resilienter, selbstbestimmter Wirtschafts- und Innovationsstandort positionieren. Die Studie soll als Impuls dienen, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzuverfolgen und die Chancen digitaler Souveränität langfristig für die gesamte Region nutzbar zu machen.
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 6 von 63 2. Einleitung 2.1 Ausgangssituation und Zielsetzung Im Zeitalter der digitalen Transformation stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsprozesse durch den Einsatz von Informationstechnologien (IT) effizient zu gestalten und gleichzeitig ihre digitale Unabhängigkeit weitgehendst zu wahren. Digitale Souveränität bedeutet nicht nur die geschickte Nutzung von Technologien, sondern auch die bewusste Kontrolle über Daten und digitale Ressourcen. Um die digitale Souveränität von Tiroler Unternehmen gezielt zu stärken, gilt es, bestehende Herausforderungen beim Einsatz von digitalen Technologien und Dienstleistungen zu identifizieren, die spezifischen Bedürfnisse der Unternehmen zu analysieren und daraus gezielte Unterstützungsmaßnahmen abzuleiten. Ziele zur Stärkung der digitalen Souveränität in Tirol Mit der Vision, Tirol als wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Wirtschaftsstandort zukunftssicher aufzustellen, lassen sich folgende Zielsetzungen definieren: • Ziel 1: Schaffung einer fakten- und datenbasierten Entscheidungsgrundlage zur digitalen Souveränität in Tirol. • Ziel 2: Entwicklung von Maßnahmen, die Tiroler Unternehmen bei der Stärkung ihrer digitalen Unabhängigkeit unterstützen. • Ziel 3: Sensibilisierung der Tiroler Unternehmen für die Bedeutung digitaler Souveränität und die damit verbunden Chancen und Risiken. Als Ergebnis dieser Studie werden die gewonnenen Erkenntnisse in diesem Bericht dokumentiert. Ergänzend dazu fasst ein PowerPoint-Foliensatz die wichtigsten Ergebnisse zusammen. 2.2 Studieninhalt und Methodik Die vorliegende Studie untersucht die IT-Landschaft in Tirol, identifiziert die Bedürfnisse und Herausforderungen von Unternehmen und entwickelt konkrete Maßnahmen zur Förderung der digitalen Souveränität in Tirol. Sie richtet sich an Interessensvertretungen und die öffentliche Hand, die strategische Impulse für die regionale Wirtschaft setzen möchten, sowie an Unternehmer:innen, die von einer stärkeren, resilienten IT-Infrastruktur und gezielten Unterstützungsmaßnahmen profitieren können. Der methodische Zugang basiert auf einer Kombination aus Sekundärforschung, empirischen Erhebungen und praxisnahen Workshops.
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 7 von 63 Sekundärforschung Im Rahmen der Sekundärforschung wurden relevante Fachliteratur, Studien und Statistiken ausgewertet. Dabei standen europäische Strategien und Statusberichte zu digitaler Souveränität, Best-Practice-Beispiele sowie eine Analyse der Unternehmensstruktur und des IT-Angebots in Tirol im Fokus. Zu den wesentlichen Hintergrunddokumenten zählen unter anderem: • Digitaler Aktionsplan Austria: Digitale Souveränität für Österreich (Bundesministerium für Finanzen, Digitaler Aktionsplan Austria: Digitale Souveränität für Österreich, 2023) • Digital Austria Act (Bundesregierung der Republik Österreich, 2023) • Digitalstrategie der Europäischen Kommission (Directorate-General for Digital Services, 2022) • Digitale Souveränität – Status quo und Handlungsfelder (Kagermann, 2021) • Die digitale Souveränität der EU ist umstritten (Bendiek, 2022) • Europas Digitale Souveränität stärken – Zum neuen europäischen Forschungsrahmenprogramm 2027 – 2034 (Bitkom e.V., 2024) Empirische Erhebungen Auf Basis der theoretischen Erkenntnisse wurde eine Online-Umfrage durchgeführt, die die Wahrnehmung digitaler Souveränität, die Nutzung von Informationstechnologien, Herausforderungen, Bedürfnisse und Unterstützungsmaßnahmen umfasste. An der Umfrage nahmen 67 Unternehmen teil, von denen 91 % kleine und mittlere Unternehmen (KMU) waren. Die Gruppe der KMU setzte sich aus 17 Ein-Personen-Unternehmen, 20 Kleinst-, 13 Klein- und 11 mittelständischen Unternehmen zusammen. In Rahmen eines Workshops mit Vertreter:innen aus Industrie, Forschung und Interessensvertretungen (Teilnehmer:innen siehe Kapitel 6.2) wurden die aktuelle Situation und Herausforderungen beim Einsatz von digitalen Schlüsseltechnologien analysiert sowie Zielsetzungen für Tirol und mögliche individuelle Beiträge zur Zielerreichung diskutiert. Zusätzlich fanden leitfadenbasierte Interviews mit 16 Expert:innen aus verschiedenen Fachrichtungen und Tiroler Organisationen (Gesprächspartner:innen siehe Kapitel 6.1) statt. Diese Gespräche lieferten vertiefende Einblicke in die aktuelle Situation, Rahmenbedingungen, Treiber und Barrieren sowie Trends und Best-Practice-Beispiele. Die Auswahl der Gesprächspartner:innen erfolgte in Abstimmung mit dem Auftraggeber und stellte eine breite thematische Abdeckung sicher.
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 8 von 63 Ableitung von Maßnahmen und Validierung Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen wurden Handlungsfelder und Maßnahmen entwickelt, die zur Stärkung der digitalen Souveränität in Tirol beitragen können. Ein abschließender Workshop mit Vertreter:innen aus Wirtschaft und Forschung diente der Diskussion und Validierung dieser Ansätze, um sicherzustellen, dass die entwickelten Maßnahmen praxisnah und bedarfsorientiert sind. Die Methodik der Studie verbindet fundierte Literatur- und Datenbankrecherchen mit empirischen Erhebungen und praxisorientierten Workshops. Ziel ist es, strategische Handlungsempfehlungen für den Standort Tirol bereitzustellen, die sowohl Unternehmen als auch öffentliche Einrichtungen bei der souveränen und zukunftsorientierten Nutzung von digitalen Technologien unterstützen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung des Wirtschafts- und Innovationsstandorts Tirol geleistet.
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 9 von 63 3. Digitale Souveränität 3.1 Definition Es gibt zahlreiche Definitionen für „digitale Souveränität“. Für dieses Studienvorhaben wird die Definition des Kompetenzzentrums Öffentliche Informationstechnologie (Goldacker, 2017) herangezogen. Digitale Souveränität ist die Summe aller Fähigkeiten und Möglichkeiten von Individuen und Institutionen, ihre Rolle(n) in der digi- talen Welt selbstständig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können. Digitale Souveränität bezeichnet somit die Fähigkeit, eigenständig über die Nutzung und Gestaltung digitaler Systeme zu entscheiden, die darin erzeugten und gespeicherten Daten zu kontrollieren sowie die damit verbundenen Prozesse selbstbestimmt zu steuern. Im Hinblick auf IT-Infrastruktur und -Systeme bedeutet dies wiederum: • Freiheit: Gestaltungs-, Entscheidungs- oder Wahlfreiheit für oder gegen eine Technologie. • Wahlmöglichkeit: Möglichkeit, zwischen mehreren Anbieter:innen zu wählen. • Nicht-Protektionismus: Digitale Souveränität wird durch möglichst viele prosperierende Angebote gesichert. In Europa wird die Verwundbarkeit kritischer technologischer Infrastrukturen zunehmend als ein Teil der Cybersicherheit betrachtet und eng mit dem Konzept der digitalen Souveränität verknüpft. Daher werden die Begriffe „digitale Souveränität“ und „technologische Souveränität“ oft synonym verwendet. (Bendiek, 2022) Um digitale Souveränität zu erreichen, ist ein Zusammenwirken unterschiedlicher Akteur:innen aus Forschung, Wirtschaft und Politik notwendig. Laut acatech (Kagermann, 2021) sind drei zentrale Handlungsfelder entscheidend: 1. Verfügbarkeit von Technologien und Daten Schlüsseltechnologien und relevante Daten müssen entweder selbst entwickelt und beherrscht werden oder der Zugang dazu muss nachhaltig – auch in Krisenzeiten – abgesichert sein. 2. Kompetenzen für digitale Technologien Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Fachkräfte müssen in der Lage sein,
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 10 von 63 digitale Technologien kompetent zu bewerten, zu prüfen und erfolgreich einzu- setzen. 3. Stärkung des digitalen Binnenmarktes der EU Der digitale Binnenmarkt soll es Unternehmen ermöglichen, Geschäftsmodelle, Produkte und Dienste auf Basis digitaler Technologien zu skalieren. Dafür sind regulatorische und industriepolitische Maßnahmen erforderlich, um internationale Wettbewerbsnachteile – etwa im Vergleich zu den USA bei Risikokapital oder zu China hinsichtlich Marktzugängen – auszugleichen. Diese Handlungsfelder sind essenziell, um die Handlungsfähigkeit der europäischen Akteur:innen in einer zunehmend digitalisierten Welt zu sichern. Digitale Souveränität von Unternehmen Für Unternehmen bedeutet digitale Souveränität, die digitale Transformation selbstbestimmt und nach eigenen strategischen Prioritäten umzusetzen. Dies gewinnt an Bedeutung, da mit fortschreitender Digitalisierung das Risiko von Abhängigkeiten von digitalen Technologien und Infrastrukturen wächst. Digitale Souveränität für Unternehmen gliedert sich in drei wesentliche Dimensionen (GDV und BELTIOS, 2024), siehe Abbildung 1. Abbildung 1: Die drei Bereiche der digitalen Souveränität – technologische, operative und Datensouveränität Technologische Souveränität: Kontrolle über die genutzten Technologien, Vermeidung von Lock-in-Effekten und Nutzung alternativer oder eigener IT-Lösungen. Operative Souveränität: Fähigkeit, kritische Geschäftsprozesse unabhängig und resilient zu gestalten, auch in Krisensituationen oder bei externen Disruptionsfaktoren. Datensouveränität: Kontrolle über die Erhebung, Speicherung und Verarbeitung von Unternehmensdaten sowie Schutz vor unbefugtem Zugriff und Abfluss sensibler Informationen. Ziel ist es, innerhalb des bestehenden Rechtsrahmens eigenständig festzulegen, in welchen Bereichen und unter welchen Bedingungen technologische, operative und datenbezogene Souveränität angestrebt oder erforderlich ist. Dafür sind digitale Kompetenzen eine wesentliche Voraussetzung. Die Umsetzung digital souveräner Strukturen erfordert zwar hohe Anfangsinvestitionen, bietet jedoch langfristige Vorteile (GDV und BELTIOS, 2024):
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 11 von 63 • Stärkung der Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit • Bewusstes Management von Abhängigkeiten • Sicherstellung der Datenhoheit und IT-Sicherheit • Erhöhung der Resilienz gegenüber geopolitischen Entwicklungen und externen Marktdynamiken • Langfristige Kostenkontrolle und Flexibilität Die zentrale Herausforderung für Unternehmen besteht darin, eine ausgewogene Balance zwischen Unabhängigkeit, Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit zu finden. Digitale Souveränität bedeutet nicht, sämtliche externen Lösungen abzulehnen, sondern gezielt Abhängigkeiten zu identifizieren, zu bewerten und aktiv zu managen. Digitale Souveränität ist keine isolierte Maßnahme, sondern eine strategische Notwendigkeit für Unternehmen, um langfristig erfolgreich und resilient zu bleiben. Sie erfordert eine Kombination aus technologischer Weitsicht, regulatorischer Anpassungsfähigkeit und gezielten Investitionen in digitale Kompetenzentwicklung. 3.2 Digitale Souveränität in Europa Europa hat in den letzten Jahren bedeutende strategiepolitische Schritte unternommen, um seine digitale Souveränität zu stärken, steht jedoch weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Zu den größten Herausforderungen zählt die Cybersicherheit, denn die zunehmende Vernetzung von Systemen erhöht die Bedrohung durch Cyberangriffe. Zusätzlich wird der Markt für digitale Systeme und Dienste von außereuropäischen Technologieanbieter:innen, vor allem aus den USA und China, dominiert, was zu großen Abhängigkeiten führt. Dies erschwert auch die Durchsetzung europäischer Datenschutz- und Datensicherheitsstandards gegenüber außereuropäischen Technologieunternehmen. (Bendiek, 2022) (Kagermann, 2021) Um den Abhängigkeiten entgegenzuwirken, braucht es einen Auf- und Ausbau eigener Infrastrukturen und Technologien, was wiederum hohe Investitionen erfordert. Es sollte verstärkt in Innovation investiert werden, um mit der Innovationsgeschwindigkeit globaler Tech-Giganten Schritt halten zu können. Denn digitale Technologien sind Schlüsselfaktoren für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft. Während die EU in einigen Bereichen wie Quantencomputing noch eine gute Ausgangsposition hat, liegt sie im Technologiefeld Künstliche Intelligenz bereits deutlich hinter den USA und China (Bitkom e.V., 2024). Europa erkennt die Bedeutung digitaler Souveränität und arbeitet aktiv daran, seine Position zu verbessern. So ist digitale Souveränität ein Kernelement der Digitalstrategie der
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 12 von 63 Europäischen Kommission (Directorate-General for Digital Services, 2022). Die zentralen Zielsetzungen bis 2030 lauten wie folgt: • Stärkung der digitalen Souveränität Europas (Kompetenzaufbau in Schlüsseltechnologien wie Quantencomputing, Blockchain, KI und Halbleiter; Reduzierung von Abhängigkeiten; europäisches Modell für den Umgang mit Daten) • Förderung der digitalen Transformation in den Bereichen: • digitale Kompetenzen und Fachkräfte • digitale Infrastrukturen • digitaler Wandel der Unternehmen • Digitalisierung öffentlicher Dienste • Schaffung eines fairen digitalen Binnenmarktes (Förderung von Innovation und Wettbewerb, Regulierung von digitalen Märkten, Datenaustausch zwischen Sektoren und Ländern) • Wahrung europäischer Werte im digitalen Raum (Datenschutz, ethische und vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz, Bekämpfung von Desinformation) Im Hinblick auf den digitalen Wandel der Unternehmen hat sich die EU das Ziel gesetzt, dass bis 2030 75 % aller EU-Unternehmen Cloud-Dienste, KI oder Big Data nutzen, sich bis dahin die Anzahl der „Einhörner“ (Startups mit Milliardenbewertung) verdoppelt und 90 % der KMU ein Basisniveau an digitaler Intensität erreichen. Die Europäische Union verfolgte schon bisher verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der digitalen Souveränität (Bendiek, 2022). Dazu zählt die gezielte Stärkung der Cybersicherheit, um kritische Infrastrukturen und Daten zu schützen. Zudem werden Innovation und Technologien gefördert, wodurch wiederum die Industrie gestärkt, Kompetenzen aufgebaut und Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein weiterer zentraler Aspekt ist der Schutz persönlicher Daten durch Datenschutzrichtlinien wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Darüber hinaus betreibt die EU seit 2015 eine digitale Außenpolitik, um EU-Normen, Grundsätze und Binnenmarktprinzipien international zu verbreiten. Eine Industriestrategie zielt auf den Aufbau europäischer Kapazitäten in Schlüsseltechnologien ab. Die EU setzt auch auf transatlantische Kooperationen, etwa mit den USA im Halbleiter- bereich. Dazu wurde 2021 der Handels- und Technologierat (TTC) von der EU und den USA ins Leben gerufen. Die unterschiedlichen Dimensionen zur Stärkung der digitalen Souveränität in der EU auf regulatorischer Ebene zeigt Abbildung 2. Sie ist in vier Hauptbereiche unterteilt: Binnenmarktstandards, digitale Souveränität, technologische Souveränität und Datensouveränität. Zu den umgesetzten Maßnahmen gehören etwa die E-Commerce-Richtlinie (für Online-Dienste in der EU, 2000), die NIS2-Richtlinie (für erhöhte Cybersicherheit, 2022), der European Chips Act (zur Förderung von Halbleitertechnologien, 2022), der AI Act (zur
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 13 von 63 Regulierung von Künstlicher Intelligenz, 2024), die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung zum Schutz persönlicher Daten, 2016) und der Data Act (zum Austausch und zur Nutzung von Daten innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums, 2023), die zusammen auf eine stärkere Normenharmonisierung innerhalb der EU abzielen. Abbildung 2: Dimensionen zur Stärkung digitaler Souveränität in der EU (Bendiek, 2022) Darüber hinaus wird die Bedeutung des „Brüssel-Effekts“ hervorgehoben, der die Externalisierung von EU-Normen und -Standards in andere Länder beschreibt. Dies geschieht durch die Institutionalisierung von EU-Vorschriften im globalen Kontext, wobei öffentliche und private internationale Akteure wie Microsoft, Meta oder ausländische Gesetzgebungsinitiativen (z.B. das US-Datenschutzgesetz) eine Rolle spielen. Hier wird die Verbindung zwischen interner Regelsetzung und globaler Einflussnahme verdeutlicht, um die digitale Souveränität der EU sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Grenzen zu stärken. Zu den technologischen Maßnahmen zählen etwa die gezielte Förderung von digitalen Schlüsseltechnologien, wie Quantencomputing, Blockchain, Künstliche Intelligenz und High Perfomance Computing, der Ausbau von 5G- und 6G-Netzen in ganz Europa, die Entwicklung von europäischen Datenökosystemen und -infrastrukturen (z.B. Gaia-X, IDSA - International Data Spaces Association) sowie die Einrichtung europäischer Datenräume in strategischen Bereichen wie Energie, Mobilität und Gesundheit. (Rat der Europäischen Union, 2024) Die EU verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Stärkung ihrer digitalen Souveränität, der regulatorische, technologische, wirtschaftliche und institutionelle Maßnahmen umfasst. Dies erfordert kontinuierliche Anstrengungen und Investitionen in Forschung, Entwicklung und digitale Infrastruktur. Dabei wird betont, dass es nicht um Abschottung geht, sondern um die Fähigkeit, selbstbestimmt und nach eigenen Wertvorstellungen im digitalen Raum agieren zu können.
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 14 von 63 3.3 Digitale Souveränität in Österreich Auch Österreich sieht die digitale Souveränität als eine staatliche Aufgabe und hat Schritte unternommen, um diese zu stärken. So wurde der Digitale Aktionsplan „Digitale Souveränität für Österreich“ (Bundesministerium für Finanzen, Digitaler Aktionsplan Austria: Digitale Souveränität für Österreich, 2023) (Bundesministerium für Finanzen, Digitaler Aktionsplan Austria: Digitale Souveränität für Österreich, 2023) entwickelt, um Abhängigkeiten zu minimieren und die digitale Widerstandsfähigkeit zu stärken. Die EGovernment-Kooperation BLSG (Bund-Länder-Städte-Gemeinden) zählt mit dem IKTBund zu den wesentlichen Koordinationsgremien der digitalen Verwaltung in Österreich. Im Rahmen des digitalen Aktionsplans wurde ein digitaler Souveränitätskompass als Orientierungsinstrument für die österreichische Verwaltung und kritische Infrastruktur entwickelt. Dabei werden die „technologischen Schichten“ Mikrochips, Netze und Kommunikationsinfrastruktur, Betriebssysteme und Software-Technologien, Cloud Computing und Daten betrachtet. Der Kompass ermöglicht die Bewertung und Ableitung von kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Widerstandsfähigkeit. Wie der von der EU veröffentlichte Länderbericht Österreich 2024 über die digitale Dekade (Europäische Kommission, 2024) zeigt, erzielte Österreich 2023 gute Fortschritte im Bereich der Konnektivitätsinfrastruktur, insbesondere bei der Versorgung mit Netzen mit sehr hoher Kapazität (VHCN). Bei der Einführung von Cloud-Technologien hat Österreich ebenfalls Fortschritte erzielt, liegt aber mit 35,6 % noch unter dem EU-Durchschnitt von 38,9 %. Herausforderungen bestehen jedoch weiterhin bei der Abdeckung hochwertiger Gigabit-Netze, insbesondere Fibre to the Premises (FTTP) und bei der Einführung von Datenanalysen (Data Analytics) oder allgemein beim Einsatz digitaler Technologien in Unternehmen. Für nähere Informationen zum Digitalisierungsgrad von Österreich im Vergleich zu den EU-Mitgliedsstaaten sei auf das DESI Dashboard for the Digital Decade1 verwiesen. DESI, der Digital Economy and Society Index der Europäischen Kommission, stellt das zentrale Messinstrument für den Digitalisierungsgrad und -fortschritt der EU-Mitgliedstaaten dar. Die Auswertung 2024 für Österreich (Abbildung 3) zeigt, dass Österreich im Bereich der digitalisierten Verwaltung bereits nahe an den Zielvorgaben steht, wohingegen die digitale Transformation von Unternehmen stark hinterherhinkt, vor allem betreffend KI und Data Analytics. 1 https://digital-decade-desi.digital-strategy.ec.europa.eu/datasets/desi/charts
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 15 von 63 Abbildung 3: Österreichs Leistungskennzahlen 2023 in Prozent des EU-Ziels (Europäische Kommission, 2024) Daher plant Österreich, ein Gesamtbudget von schätzungsweise 3,4 Mrd. EUR (0,7 % des BIP) für die Verwirklichung des digitalen Wandels bereitzustellen (Europäische Kommission, 2024). Unterschiedliche politische Initiativen und Maßnahmen haben das Ziel, die digitale Transformation in Österreich voranzutreiben. So enthält der Digital Austria Act (Bundesregierung der Republik Österreich, 2023) mit 117 Maßnahmen und 36 Digitalisierungsgrundsätzen ein Arbeitsprogramm , mit dem die Digitalisierung in Österreich neugestaltet werden soll. Zur Umsetzung der Digitalziele der EU wurde ein Nationaler strategischer Fahrplan für die Digitale Dekade Österreich (Bundesministerium für Finanzen, Nationaler strategischer Fahrplan für die Digitale Dekade Österreich, 2023) entwickelt. Als Maßnahmen zur Erhöhung der Digitalisierungsintensität österreichischer KMU sind hier das KMU-Förderprogramm KMU.DIGITAL sowie nationale und europäische Digital Innovation Hubs angeführt. Zur Erhöhung des Einsatzes von KI und Daten dienen Maßnahmen wie der KI-Marktplatz, KI-Strategie und die Förderinitiative Artificial Intelligence Mission Austria, Digitale Technologien (z.B. AI for Green), das Förderprogramm Daten & KI oder der Aufbau digitaler Innovationszentren. Weitere Initiativen zur Förderung der digitalen Transformation in Österreich sind etwa die Plattform Digital Austria (digitalaustria.gv.at), die Data Intelligence Offensive (dataintelligence.at), die Kooperations-Plattform für den Big-Data-Bereich oder die Open-DataPlattform data.gv.at. Auch die Wirtschaftskammer Österreich greift in ihrer WKO-Digitalisierungsstrategie für Österreich „Digital wachsen“ (Wirtschaftskammer Österreich, 2022) das Thema
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 16 von 63 digitale Souveränität auf. Dabei soll der EU-Rahmen genutzt und die österreichische Position in der EU gestärkt werden. Im Fokus der WKO stehen insbesondere die Bereiche Datensouveränität (Gaia-X) und Technologieentwicklung. Eine stärkere digitale Souveränität Europas wird dabei als entscheidender Faktor für den digitalen Standorterfolg Österreichs betrachtet. Abbildung 4: Digitalisierungsintensität von Unternehmen im Bundesländervergleich (Quelle: Statistik Austria, Erhebung über den IKT-Einsatz in Unternehmen 2024) Die Statistik Austria führt jährlich eine Erhebung zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in österreichischen Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten aus ausgewählten Wirtschaftszweigen durch. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Themen wie Internetnutzung, E-Commerce-Verkäufe, Cloud-Dienste, Datenanalysen, Künstliche Intelligenz und IT-Sicherheit. Wie die Erhebung 2024 zeigt, besteht für Tirol im Hinblick auf die Digitalisierungsintensität Aufholbedarf. Wie Abbildung 4 zeigt, verfügen nur rund 5,2 % der untersuchten Tiroler Unternehmen über eine sehr hohe Digitalisierungsintensität, gleichbedeutend mit Platz 8 im Bundesländervergleich (Statistik Austria, 2024). Wohingegen sich Tirol mit 31,1 % an KMU mit hoher Digitalisierungsintensität Platz drei mit Vorarlberg teilt. Da mit fortschreitender Digitalisierung das Risiko der Abhängigkeit von digitalen Technologien und Infrastrukturen steigt, wird für Unternehmen mit steigender Digitalisierungsintensität das Thema digitale Souveränität immer wichtiger.
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 17 von 63 3.4 Best-Practice-Beispiele aus Europa Digitale Souveränität basiert auf einem Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik und Forschung. In einem regulatorischen Rahmen gilt es technologische Kompetenz und Infrastrukturen aufzubauen und Innovation zu fördern. Dabei setzen europäische Länder auf unterschiedliche Zielsetzungen. In der Folge sind eine Auswahl an Ländern und Regionen angeführt, die als Vorreiter im Bereich digitaler Souveränität bzw. digitaler Schlüsseltechnologien gelten. Sie haben durch gezielte Maßnahmen ihre Unabhängigkeit in der digitalen Welt gestärkt und Innovationen vorangetrieben. Die Reihung erfolgt alphabethisch. Deutschland Die Bundesregierung hat eine umfassende Digitalstrategie entwickelt, die darauf abzielt, Deutschland bis 2030 zu einer vernetzten und digital souveränen Gesellschaft zu transformieren. Dazu zählen Maßnahmen wie die Förderung von Schlüsseltechnologien, der Ausbau digitaler Infrastrukturen und die Schaffung regulatorischer Rahmenbedingungen. Die Strategie zur Stärkung der Digitalen Souveränität der Öffentlichen Verwaltung2 wurde von Bund, Ländern und Kommunen erarbeitet, um die digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung zu wahren und kontinuierlich zu stärken. Durch die Schaffung von Alternativen und die Förderung eines offenen, wettbewerbsfähigen Marktes soll die Resilienz der IT-Systeme erhöht werden. Die nationale Datenstrategie3 zielt darauf ab, die Verfügbarkeit und Qualität von Daten zu verbessern und eine neue Kultur der Datennutzung und des Datenteilens zu etablieren. Zur Umsetzung der Datenstrategie wird ein Dateninstitut4 eingerichtet. Es soll helfen, die Datenverfügbarkeit und Datenstandardisierung voranzutreiben sowie Datentreuhändermodelle und entsprechende Lizenzen (Stichwort Open Data) zu etablieren. Als Open-Data-Beispiel sei hier Open Data Germany5, eine Digitalisierungsinitiative im Deutschlandtourismus, genannt. Hier haben sich die Landestourismusorganisationen (LTOs), Magic Cities und die DZT zu dem Open-Data-/Knowledge-Graph-Projekt für den Tourismusstandort Deutschland zusammengeschlossen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat den Sovereign Tech Fund6 ins Leben gerufen, um Open-Source-Software finanziell zu unterstützen. Ziel ist es, das Open- 2 https://www.cio.bund.de/SharedDocs/downloads/Webs/CIO/DE/digitale-loesungen/eckpunktpapier-digitale-souveraenitaet.pdf?__blob=publicationFile&v=4 3 https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/K/nationale-datenstrategie.pdf?__blob=publicationFile 4 https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/themen/it-digitalpolitik/dateninstitut/konzeptpapier_dateninstitut.pdf?__blob=publicationFile&v=7 5 https://open-data-germany.org/ 6 https://www.sovereign.tech/
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 18 von 63 Source-Ökosystem widerstandsfähiger gegen externe Angriffe zu machen und somit die Cybersicherheit und Resilienz der deutschen Wirtschaft zu stärken. Die Open Source Business Alliance7 (OSBA) ist Europas größtes Netzwerk von Unternehmen und Organisationen, die Open-Source-Software entwickeln, einsetzen und fördern. Sie setzt sich für die Etablierung von Open Source als Standard in öffentlichen Ausschreibungen sowie in Forschung und Wirtschaft ein und unterstützt die digitale Souveränität für Bürger:innen, Unternehmen und Verwaltung. Dänemark Dänemark führt den Digital Economy and Society Index (DESI) der Europäischen Kommission an und wird als fortschrittlichste digitale Volkswirtschaft der EU anerkannt. Bereits seit vielen Jahren widmet sich Dänemark der Digitalisierung des öffentlichen Sektors. Bürgerinnen und Bürger haben über das Portal borger.dk Zugang zu staatlichen Dienstleistungen, Unternehmen nutzen das Portal virk.dk und über das Gesundheitsportal sundhed.dk können persönliche Gesundheitsdaten eingesehen werden. Dänemark setzt Schwerpunkte in den Bereichen digitale Verwaltung, Gesundheitswesen und digitale Bildung. Bereits 2001 wurde im Rahmen der ersten nationalen Digitalisierungsstrategie die digitale Signatur eingeführt. Die letzten beiden nationalen Strategien beziehen sich auf Cyber- und Informationssicherheit (2018) und Künstliche Intelligenz (2019). Estland Estland hat sich mit seiner umfassenden Digitalisierung der Verwaltung und Gesellschaft einen Namen gemacht. Die Strategie des Landes zielt darauf ab, eine sichere, effiziente und transparente digitale Gesellschaft zu schaffen, in der Bürger:innen eine Vielzahl öffentlicher Dienstleistungen online nutzen können. Zentrale Elemente der e-Governance-Initiativen sind etwa die Einführung einer digitalen Identität für Bürger (e-ID8 erlaubt beispielsweise elektronische Wahlen, Zugriff auf Gesundheitsdaten oder Bankgeschäfte), die X-Road-Datenplattform9 (gewährleistet eine sichere und interoperable Datenübertragung zwischen verschiedenen staatlichen und privaten Datenbanken) oder das E-Residency-Programm10 (ermöglicht digitale Ansiedelung von Unternehmen). Sie haben die digitale Souveränität des Landes gestärkt und es zu einem Vorreiter in der digitalen Verwaltung gemacht. 7 https://osb-alliance.de/ 8 https://e-estonia.com/ 9 https://x-road.global/ 10 https://www.e-resident.gov.ee/
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 19 von 63 Finnland Finnland gilt als Vorreiter in der EU für datengestützte Gesundheitsforschung und digitale Gesundheitslösungen. Im Jahr 2019 wurde hier ein Gesetz zur Sekundärnutzung von Gesundheits- und Sozialdaten11 verabschiedet. Dieses Gesetz ermöglicht die sichere und effiziente Nutzung personenbezogener Gesundheits- und Sozialdaten für Forschung, Statistik und politische Entscheidungsfindung, während gleichzeitig der Datenschutz und die Rechte der Bürger:innen gewahrt bleiben. Zur Umsetzung dieser Regelungen wurde Findata12, eine zentrale Datenbewilligungsstelle, eingerichtet. Findata koordiniert den Zugang zu Gesundheits- und Sozialdaten, stellt sicher, dass die Nutzung den gesetzlichen Anforderungen entspricht, und fördert die digitale Souveränität durch eine transparente Datenverwaltung. Darüber hinaus hat das finnische Sozial- und Gesundheitsministerium 2023 eine Strategie für Digitalisierung und Informationsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen13 veröffentlicht. Diese Strategie zielt darauf ab, digitale Dienste zu entwickeln, die es Bürger:innen ermöglicht, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden selbstständig zu verwalten. Wichtige Maßnahmen beinhalten die Bereitstellung benutzer:innenfreundlicher digitaler Werkzeuge, den erleichterten Zugang zu Gesundheitsdaten sowie den verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Robotik im Gesundheitswesen. Finnland setzt zudem auf eine zentralisierte Verwaltung von Gesundheitsdaten, die vom Finnischen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt (THL) und der Sozialversicherungsanstalt Finnlands (Kela) koordiniert wird. Diese Struktur ermöglicht eine effiziente Nutzung und Weitergabe von Daten zwischen Gesundheitsdienstleistern, Forscher:innen und politischen Entscheidungsträger:innen. Schweden Schweden ist bekannt für erfolgreiche Technologieunternehmen wie Spotify, Klarna und Skype, die ihren Ursprung in Stockholm haben. Die Hauptstadt gilt als globaler Hotspot für Technologie und steht bei der Anzahl von Startups mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar weltweit an zweiter Stelle hinter dem Silicon Valley. Die schwedische Regierung hat die Strategie „Schweden in einer digitalen Welt“14 entwickelt, die darauf abzielt, die Sicherheit, den Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes durch eine kohärente Außen- und Sicherheitspolitik in Bezug auf Cyber- und 11 https://stm.fi/documents/1271139/1365571/The+Act+on+the+Secondary+Use+of+Health+and+Social+Data/a2bca08c-d067-3e54-45d118096de0ed76/The+Act+on+the+Secondary+Use+of+Health+and+Social+Data.pdf 12 https://findata.fi/en/ 13 https://julkaisut.valtioneuvosto.fi/bitstream/handle/10024/165362/STM_2024_1_J.pdf?sequence=1&isAllowed=y 14 https://www.government.se/contentassets/f858cec8cb944d3fa82bdf0fb7959448/sweden-ina-digital-world---a-strategy-for-swedens-foreign-and-security-policy-on-cyber-and-digitalissues.pdf
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 20 von 63 digitale Fragen zu stärken. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Förderung eines globalen, offenen, freien und sicheren Cyberspace, der auf Rechtsstaatlichkeit basiert. Schweden war auch ein Vorreiter in der Digitalisierung des Bildungssystems und hat digitale Technologien frühzeitig in Schulen integriert. Allerdings gibt es aktuell Bestrebungen, den Einsatz digitaler Medien in Schulen zu reduzieren und wieder verstärkt auf klassischen Unterricht zu setzen, um die Lesekompetenz der Schüler zu verbessern. Als Best-Practice-Beispiele auf regionaler Ebene können Bozen (Italien), Konstanz (Deutschland), Lausanne (Schweiz), aber auch Wien genannt werden. Dabei konzentriert sich Bozen vor allem auf Daten und ihre Anwendung, Konstanz auf die Digitalisierung von KMU, Lausanne auf Technologieentwicklung und Wien auf Open Data. Bozen (Italien) Der NOI Techpark15 in Bozen engagiert sich intensiv in der Förderung der Digitalisierung und fungiert als Knotenpunkt für Innovation und Technologietransfer in Südtirol. Ein zentrales Anliegen des Parks ist die Entwicklung einer digitalen Grundlage für intelligente Regionen, wobei der Fokus auf drei Hauptbereichen liegt: Internet der Dinge (IoT) mit Schwerpunkten Risikominderung in der Cybersicherheit und Strategien für das Recycling von Daten, Open Data Hub nach dem Prinzip „Open Source, Open Standards, Open Data“ und Künstliche Intelligenz (KI) mit Fokus verantwortungsvolle, verständliche und ethisch korrekte KI. Konstanz (Deutschland) Konstanz fördert gezielt die Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in der Region. Als Beispiel ist das uih! Zukunftslabor Konstanz16 zu nennen, das im Mai 2024 eröffnet wurde. Dieses Zentrum bietet KMUs aus Handel, Gastronomie und Freizeitwirtschaft die Möglichkeit, digitale Lösungen kennenzulernen und gemeinsam mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen neue Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Weiters unterstützt das IBH-Lab KMUdigital17 der Hochschule Konstanz Unternehmen in der Bodenseeregion bei der Implementierung digitaler Technologien und der Optimierung interner Strukturen und Prozesse. Es bietet praxisorientierte Lösungen zur Integration und Optimierung von Organisationsstrukturen, Prozessen und Kompetenzen, sowohl intern als auch in Zusammenarbeit mit Kund:innen und Partner:innen. Lausanne (Schweiz) 15 https://noi.bz.it/de 16 https://zukunftslabor.urbaninnovationhub.de/ 17 https://www.kmu-digital.eu/de/
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 21 von 63 Die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne EPFL ist eine führende Institution im Bereich der digitalen Transformation und der KI-Forschung. In Zusammenarbeit mit dem International Institute for Management Development (IMD) bietet sie Programme wie „Innovate with AI and Tech“18 an. Diese unterstützen Unternehmen dabei, innovative Technologien wie KI, Robotik und Quantencomputing für Wachstum und Innovation zu nutzen. Darüber hinaus verstärkt die EPFL ihre Zusammenarbeit mit der ETH Zürich durch die Gründung des Swiss National AI Institute (SNAI)19. Diese Initiative soll die KI-Forschung, Ausbildung und Innovation in der Schweiz fördern, insbesondere durch die Entwicklung großer KI-Modelle und vertrauenswürdiger KI-Lösungen. Das Center for Quantum Science and Engineering (QSE Center)20 der EPFL ist ein interdisziplinäres Forschungszentrum, das sich mit der Entwicklung von Quantenhardware und -software befasst. Es ist ein wichtiger Akteur in der Weiterentwicklung der Quantenwissenschaften in der Schweiz. Zusätzlich wurde am Uptown-Basel-Kompetenzzentrum21 in Arlesheim der erste physische und kommerziell nutzbare Quantencomputer der Schweiz eingeweiht, was das Engagement des Landes in diesem Bereich unterstreicht. Weiters engagiert sich Lausanne stark im Bereich vertrauenswürdiger Technologien (Trust Technologies), wie mehrere Initiativen und Organisationen zeigen. Als Beispielen können das Center for Digital Trust (C4DT)22 an der EPFL, das Kompetenzzentrum Trust Valley23 mit dem Tech4Trust Accelerator24 oder das Trust Village25 genannt werden, wobei ein starker Fokus auf Startups gesetzt wird. Wien Bereits im Mai 2011 veröffentlichte die Stadt Wien erstmals 30 Datensätze auf ihrer OpenData-Plattform und gilt seitdem als Pionierin im deutschsprachigen Raum. Mit der Weiterentwicklung der Data-Excellence-Strategie von „Open by Default“ (2019) zu „Open by Design“ (2023) und nun zu „Sovereignity by Design“ (2024) betont Wien die Bedeutung von Offenheit, Kollaboration und digitaler Souveränität26. Zudem veranstaltet die Stadt regelmäßig Events wie die Open Data Days, um die Nutzung und das Bewusstsein für offene Daten zu fördern. 18 https://www.imd.org/digital-transformation/iait/innovate-ai-technologies 19 https://www.swiss-ai.org/ 20 https://www.epfl.ch/research/domains/quantum-center/ 21 https://uptownbasel.ch/ 22 https://c4dt.epfl.ch/ 23 https://trustvalley.swiss/tech4trust/ 24 https://trustvalley.swiss/tech4trust/ 25 https://trustvillage.ch/ 26 https://digitales.wien.gv.at/openx/
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 22 von 63 Vorreiter beim Einsatz von Open-Source-Technologien für den öffentlichen Sektor In Deutschland haben Bundesländer wie Schleswig-Holstein und Thüringen in ihren EGovernment-Gesetzen einen verbindlichen Vorrang für Open-Source-Software bei der Beschaffung und Entwicklung durch die öffentliche Hand festgeschrieben. Zudem betont der Koalitionsvertrag der Bundesregierung von 2021 die verstärkte Berücksichtigung von Open-Source-Software in öffentlichen IT-Projekten.27 Frankreich hat mit dem „Gesetz für eine digitale Republik“ von 2016 festgelegt, dass staatliche Stellen die volle Kontrolle über ihre Informationssysteme behalten sollen. Dies beinhaltet die Förderung des Einsatzes von Open-Source-Software in öffentlichen Ver- waltungen.27 Die Schweizer Regierung hat mit dem „Bundesgesetz über den Einsatz elektronischer Hilfsmittel bei der Erfüllung staatlicher Aufgaben“ (EMBAG)28 beschlossen, dass Regierungssoftware künftig als Open Source veröffentlicht wird. Dieses Gesetz zielt darauf ab, Transparenz, Sicherheit und Effizienz in der Verwaltung zu stärken. Spanien gilt als führend in der Implementierung von Open-Source-Software im öffent- lichen Sektor. Das Land verfügt über acht eigene Repositorys, die auf der Plattform OSOR.eu verlinkt sind, was seine aktive Beteiligung und Förderung von Open-Source- Lösungen unterstreicht.29 3.5 Digitale Schlüsseltechnologien Die digitale Transformation von Unternehmen wird maßgeblich durch den Einsatz digitaler Schlüsseltechnologien vorangetrieben. Technologien wie Künstliche Intelligenz, Cloud Computing und Data Analytics ermöglichen es, Geschäftsprozesse zu optimieren, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und somit wettbewerbsfähiger zu agieren. Gleichzeitig trägt der strategische Einsatz dieser Technologien dazu bei, digitale Souveränität zu erreichen – Unternehmen können dadurch ihre Abhängigkeit von externen Anbieter:innen reduzieren und die Kontrolle über eigene Daten, Prozesse und IT-Infrastrukturen behalten. Zur verstärkten digitalen Transformation der österreichischen Wirtschaft und Erreichung der Vorgaben der digitalen Dekade der EU sind laut DESI 2024 (siehe Abbildung 3) verstärkt Anstrengungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Data Analytics und CloudTechnologien notwendig. Aus diesem Grund erfolgt für eine nähere Analyse der Situation in Tirol eine Konzentration auf folgende digitale Schlüsseltechnologien und Kompetenzfelder: 27 https://maik-aussendorf.de/wp-content/uploads/sites/69/2023/06/WD-10-042-22-ZumEinsatz-von-Open-Source-Software-in-EU-Mitgliedsstaaten.pdf?utm_source=chatgpt.com 28 https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/70497.pdf 29 https://www.researchgate.net/publication/305008535_Einsatz_von_Freier_Software_auf_der_kommunalen_Ebene
STANDORTAGENTUR TIROL Digitale Souveränität Tirol Seite 23 von 63 • Cloud-Technologien • Big Data und Data Analytics • Daten und Datenökosysteme • Künstliche Intelligenz und Machine Learning Für ein einheitliches Verständnis werden diese Technologien folgend kurz erläutert. Die Inhalte stammen überwiegend aus der BMK-Studie DigiTech4CE (J. Berndorfer, 2023). Cloud-Technologien Cloud-Technologien bieten über das Internet Zugriff auf Rechenressourcen, Speicher und Anwendungen, was Unternehmen Flexibilität, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz ermöglicht. Bei Cloud Computing werden Applikationen nicht mehr auf lokalen Geräten ausgeführt, sondern laufen als Applikationen im Internet. Cloud-Computing erlaubt es Unternehmen, ihren Anforderungen entsprechende Rechenleistung in Anspruch nehmen zu können und diese zu mieten. Hierbei werden folgende drei Service-Modelle verwendet: Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Platform-as-a-Service (PaaS) oder Software-as-a-Service (SaaS). Big Data und Data Analytics „Big Data“ (Massendaten) umfasst Datenmengen, die zu groß, zu komplex, zu schnelllebig, oder zu schwach strukturiert sind, sodass man sie mit herkömmlicher Soft- und Hardware auf den klassischen Wegen und Methoden der Datenverarbeitung nicht mehr auswerten kann. Unter Data Analytics versteht man die Untersuchung von Daten, um Muster und Trends zu erkennen, die für die Entscheidungsfindung von Bedeutung sind. Dabei werden Tools und Techniken wie statistische Analysen, Datenvisualisierung und maschinelles Lernen eingesetzt, um große Datensätze sinnvoll zu nutzen. Big Data Analytics hilft Unternehmen, fundiertere Entscheidungen zu treffen, Geschäftsprozesse zu optimieren und sich Wettbewerbsvorteile auf ihren jeweiligen Märkten zu verschaffen. Datenökosysteme Datenökosysteme sind dynamische Netzwerke aus Akteur:innen wie Unternehmen, öffentlichen Institutionen und Forschungsorganisationen, die durch den Austausch, die Nutzung und das Teilen von Daten miteinander verbunden sind. Sie fördern Innovation, schaffen Mehrwert durch die Verknüpfung unterschiedlicher Datensätze und ermöglichen die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Dienstleistungen. (OECD, 2022)
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