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Gaia-X - der europäische Data Hub

Generierte Daten werden in der digitalen Welt täglich mehr. Große Potentiale entstehen vor allem dann, wenn die gesammelten Daten nicht einzeln in Silos verwaltet werden, sondern gebündelt in einem Daten Hub verarbeitet und zur Verfügung gestellt werden. Dabei sind die Kontrolle und der Datenschutz besonders wichtig. Der Status Quo einiger Anbieter von Datensammelsystemen muss noch verbessert werden, um den europäischen Datenschutzrichtlinien zu entsprechen. Gaia-X als europäischer Data-Hub-Dienst bietet hier Lösungen.

Datenflut
Mehr als ein Gigabyte Daten erzeugt jeder Mensch täglich, Tendenz steigend. Je nach Unternehmensgröße steigt das Volumen der weltweit generierten Daten ins Unendliche an. Expert:innen prognostizieren 175 Zettabytes weltweites Datenaufkommen bis 2025. Um die Herausforderungen der voluminösen und vielfältigen Datenmengen zu bewältigen, wurden Datenhubs, also Datenmanagementsysteme entwickelt. Dies vermeidet nicht nur die Entstehung von Datensilos, sondern ermöglicht auch umfangreiche Daten verschiedener Quellen zu kombinieren. Durch diese Vernetzung entstehen Synergieeffekte für das aus den Daten gewonnene Wissen. Bisher konnten europäische Unternehmen, wenn sie auf gut funktionierende Systeme zurückgreifen wollten, nur die Dienste der Global Players in Anspruch nehmen. Da diese ihre Firmensitze in China und den USA haben, gelten auch die landesspezifischen Rechtsfassungen, welche nicht mit den Datenschutzrichtlinien in Europa kompatibel sind. So wird in Europa trotz bedenklichem Datenschutz der Service der Big-Data-Giganten genutzt.


GAIA-X – Datensouveränität für Europa
Mit diesem Hintergrund gründet 2019 das Deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Non-profit-Organisation Gaia-X. Das Dateninfrastruktursystem garantiert eine neue, faire, sich ständig weiterentwickelnde Cloud- und Edge-Umgebung für Unternehmen, die nach EU-Richtlinien einen sicheren Ort der Datenspeicherung ermöglicht und für einen souveränen Datenaustausch steht. Ganz nach dem Motto: User GET Control statt User LET Control. Für die Initiative arbeiten Vertreter:innen aus Europa und der ganzen Welt zusammen, um einen Datenhub zu schaffen, in dem die Datenbesitzer:innen die Kontrolle darüber behalten. In ihrer Organisation ist Gaia-X dezentralisiert aufgebaut und verteilt auf verschiedene Hubs in ihren Mitgliedsländern – so auch in Österreich. Diese Hubs fungieren als zentrale Anlaufstelle für offene Fragen der Stakeholder:innen in jedem Land. Die Werte der digitalen Welt von Gaia-X heißen laut CEO Francesco Bonfiglio Innovation, Offenheit, Interkonnektivität, Datenschutz und Transparenz. Dabei ermöglicht das Standardregelwerk die Anwendung künstlicher Intelligenz und Smart Services für Unternehmen, Startups, Forschende und Entwickelnde – die sogenannte Community. In dieser können sich Teilnehmende informieren, ihre Produkte zertifizieren lassen, Daten austauschen und gemeinsam Neues entwickeln und ungenutzte Potentiale entdecken.


Data Hubs – das Konzept der Zukunft
Gaia-X arbeitet mit Data Hubs, also einer modernen, datenzentrierten Storage-Architektur, die Unternehmensdaten aus verschiedenen Quellen zusammenführt, Fehler und Dopplungen bereinigt und dann zur analytischen Weiterverarbeitung in einem Data-Warehouse speichert. Im Gegensatz zu Data-Lakes werden die gespeicherten Daten formatiert, anwendungsübergreifend gebündelt und sind als strukturierte Daten egal aus welcher Quelle sie stammen, suchbar und lesbar. Gaia-X, als Daten-Storage-Managementschnittstelle, steht für Transparenz und Zugänglichkeit strukturierter Daten. Gaia-X ist kein Hyperscaler-System, wie beispielsweise die internationalen Cloud-Anbieter Amazon Web Services, Google oder Microsoft Azure, sondern entwickelt die grundlegenden Softwarekomponente, um als Data-Hub zu fungieren. Dabei wird der gesamte Software-Code als Open Source freigestellt, wodurch diese öffentlich zugänglich gemacht wird.
Und der Datenschutz?
Bei Hub-Lösungen geht es um die Analyse anonymisierter Daten, um Tendenzen zu erkennen oder Prognosen vorauszusagen. Dies ist eine aufschlussreiche Möglichkeit für Großunternehmen und KMUs aus der Big Data Menge für ihre Zwecke umfangreiche Daten zu ziehen. In juristischen Fragen gilt das EU-Recht. Die Autorisierung der betreffenden Personen ist nur erlaubt, wenn nach Art. 15 der europäischen Datenschutzgrundverordnung eine Beauskunftung vorliegt.


Gaia-X Hub Austria
Die Standortagentur Tirol ist Advisory Board Mitglied im Gaia-X Hub Austria und vertritt dort in ihrer Rolle nicht nur den Standort Tirol, sondern generell die Standortagenturen Österreichs in ihren Bestrebungen regionale Datenhubs zu implementieren. Der Gaia-X Hub Austria fungiert als länderspezifische Anlaufstelle und unterstützt österreichische Unternehmen, die heute aufgrund herausragender technologischer Fähigkeiten erfolgreich sind und durch datenbasierte Geschäftsmodelle ihre derzeitige Marktposition und Wertschöpfung erzielen. Doch auch für die Beschleunigung innovativer Datenaustausch- und Verarbeitungsmodelle in den unterschiedlichsten Bereichen wie Sicherheit, Bildung, Transport, Gesundheitswesen, Bürger:innenservice, etc. ist auf umfassende Unterstützung in ganz Österreich zu zählen. KMU sind dabei willkommen, ihre Expertise mit einzubringen, um gemeinsam einen starken und wettbewerbsfähigen EU-Datenpool zu schaffen.

Mehr Infos zum datahub.tirol finden Sie hier

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