E-Bike, E-Card und Co. - Digitalisierung im Gesundheitswesen
Seit fast 20 Jahren ist die E-Card als digitaler Identifikations- und Informationsschlüssel im Gesundheitswesen in Österreich im Einsatz. Nicht nur zum Austausch von Daten werden technische Anwendungen in der Branche genutzt. Die Digitalisierung beeinflusst weit mehr Bereiche im Gesundheitssektor: Von Gesundheits-Apps und E-Bikes bis hin zu OP-Robotern entstehen viele Potentiale für die Vorsorge, Versorgung sowie Forschung. Wir nehmen unter die Lupe, was Digitalisierung im Gesundheitswesen überhaupt bedeutet und beleuchten den Status Quo in Österreich.
E-Health, M-Health und Co.
Der digitale Wandel findet im Gesundheitswesen auf verschiedenen Ebenen statt. Mit der Zeit haben sich die Begriffe E-Health, M-Health, Tech- sowie Data-Health herauskristallisiert. Diese erlauben es, unterschiedliche Schwerpunkte der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu unterscheiden.
Laut dem Sozialministerium beschreibt E-Health alles, was „den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in gesundheitsbezogenen Produkten, Dienstleistungen und Prozessen“ betrifft. Vor allem der Austausch von medizinischen Patientendaten steht hier im Fokus und erleichtert die Kommunikation sowie den Informationsaustausch zwischen Patient:innen, Ärzten und anderen Dienstleistern der Branche.
Der Einsatz mobiler Geräte wie Smartphones, Tablets oder Smart-Watches eröffnet ein weiteres Feld, welches den digitalen Wandel des Health-Sektors ermöglicht: M(obile)-Health-Anwendungen dienen vor allem Versorgungs- und administrativen Zwecken und erlauben es, von Prävention und Monitoring bis zur Nachsorge gleich mehrere Stufen von medizinischen Dienstleistungen mobil abzudecken. Vor allem für ältere, mobilitätseingeschränkte Personen in ländlichen Regionen, aber auch für die Anbieter:innen gesundheitlicher Services, bedeutet dies eine deutliche Erleichterung und Entlastung.
Tech- und Data-Health, häufig auch unter dem Oberbegriff Digital Health zusammengefasst, charakterisiert einen erst später entstandenen Trend der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Hierbei handelt es sich vor allem um den Einsatz und die Nutzung von Gesundheitsdaten sowie die Vereinfachung von Prozessen durch Hardwarelösungen. Dabei ist die Technik der Haupttreiber des Wandels, wodurch Digitalisierungsvorhaben in diesem Bereich oft von Innovationen geprägt sind.
Status quo unter der Lupe
Pandemie und Lockdown haben gezeigt, wie schnell digitale Tele-Health-Lösungen zum Einsatz kommen können: Online-Rezepte, digitale Sprechstunden und Co. wurden im Nu realisiert. Die elektronische Gesundheitskarte konnte ihren Mehrwert als wichtiger Grundstein des digitalen Wandels in der Gesundheitsbranche unter Beweis stellen.
Auch wenn lange Wartezeiten in überfüllten Arztpraxen und der Umweg über den Arzt auf dem Weg zur Apotheke erspart bleiben, scheint das Konzept noch nich vollständig ausgereift und angekommen zu sein. Laut einer Studie überzeugen digitale Lösungen vor allem hinsichtlich Beratungsqualität und Transparenz noch nicht uneingeschränkt.
Wo sich hier und im Arbeitsalltag medizinischer Arbeitnehmer:innen Schwachstellen zeigen, greifen Startups bereits mit innovativen Ideen an: Ob in der Prozessoptimierung von präanalytischen Untersuchungen, zur besseren Entscheidung über Medikation oder in der umfangreichen Nachsorge von Patient:innen - eine Vielfalt von digitalen Lösungen und Apps befindet sich bereits am Markt ode in der Entwicklung. Ziel: Den Gesundheitsalltag für Patient:innen und Vorsorger:innen zu optimieren.
Viel Potenzial für Digitalisierung
Durch den Eintritt neuer Marktteilnehmer:innen steigt auch der Innovationsdruck auf bestehende Gesundheitsanbieter. Viele Geschäftsmodelle können sich, ohne auf den digitalen Zug aufzuspringen, nicht mehr halten. Digitale Transformation wird also auch im Gesundheitssektor Pflicht.
Bei der Realisierung vielversprechender Ideen scheitert es jedoch noch häufig an den Kompetenzen. Es braucht nämlich nicht nur umfangreiches technisches Know-how - auch die medizinische Perspektive darf bei der Entwicklung von Anwendungen nicht zu kurz kommen.
Expert:innen empfehlen daher, in einem ersten Schritt zunächst mit einfachen digitalen Initiativen zu starten. Beispiele dafür sind die digitale Visualisierung von Datensätzen oder die Digitalisierung simpler Prozesse. Selbst hier gibt es in Österreich noch ordentlich Nachholbedarf: Aktuell werden beispielsweise weniger als 5 % aller Arztbesuche elektronisch vereinbart. Die Bereitschaft für den gesteigerten Einsatz digitaler Mittel im Patient:innenkontakt ist hingegen generationsübergreifen hoch.