Humanoide Roboter - Weggefährten der Zukunft?
In ganz Tirol fehlen die Fachkräfte. Im Jahr 2021 gaben 42 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Branche dringend nach Arbeitskräften sucht - am stärksten betroffen sind Tourismus und Pflege. Einen möglichen Ausweg aus der Misere bieten humanoide, also menschenähnliche Roboter, die Seite an Seite mit ihren menschlichen Kolleg:innen arbeiten.
Unser Alltag mit Robotern
Menschenähnliche Roboter übernehmen mittlerweile viele für den Menschen gefährliche, gesundheitsschädliche oder auch monotone Arbeiten: Bombenentschärfungen, Erkundungen und Kanalarbeiten können mit ihrer Hilfe schneller und ohne Menschenleben zu riskieren erledigt werden.
Im Industriesektor wirken Roboter an der Montage oder Bearbeitung von Werkstücken mit. Saugroboter und Mähroboter helfen uns im Alltag. Egal in welchem Kontext – Roboter werden in immer mehr Situationen eingesetzt und Teil unseres gewohnten Alltags.
Innovative Forschung treibt die Verschmelzung von Mensch und Maschine weiter voran. Das Ergebnis sind humanoide Roboter Dabei handelt es sich um hochentwickelte Konstrukte, die mit aufrechtem Gang, Kopf, Rumpf, Armen und Beinen optisch dem Menschen ähneln und über einen gigantischen programmierten Schatz an Wissen verfügen. Selbstlernende Algorithmen verschaffen den Maschinen ein Super-Brain, das täglich dazulernt. Optimierungsbedürftig sind derzeit noch emotionale Intelligenz und zwischenmenschliches Verhalten.
Um diese Lücke zu schließen, werden die Roboter trainiert, menschliches Verhalten nachzuahmen. Sogenannte Androiden sind in Bezug auf Menschenähnlichkeit zumindest optisch bereits einen Schritt weiter. Ihr gewähltes Oberflächen-Material ist täuschend echt designt. Von den humanoiden Robotern unterscheiden sie sich insofern, als sie durch ihr Aussehen und ihre Bauweise menschliches Verhalten perfekt imitieren.
Roboter – die Lösung für Personalmangel?
Weltweit werden immer mehr Roboter im Dienstleistungssektor eingesetzt: Japan war hier der Vorreiter mit den ersten vollautomatisierten Hotels, die vom Check-in über den Room-Service bis zum Check-out alle Dienstleistungen mit humanoiden Robotern abwickeln. Für Arbeitgeber:innen bleibt bei der Beschaffung der Roboter die Frage, inwieweit die Anschaffungs- und Wartungskosten mit den laufenden Löhnen der menschlichen Kolleg:innen in Konkurrenz stehen.
In Tirol ist die humanoide Robotik bereits angekommen
Vor allem die Tourismus-Branche in Tirol steht vor der großen Herausforderung, ausreichend Fachkräfte zu bekommen. Humanoide Roboter stellen hierfür eine der langfristigen Lösungen dar. Die Tiroler Firma Casablanca Hotelsoftware arbeitet an einer Software für Roboter-Rezeptionisten, die das Check-in übernehmen und zukünftig auch Rechnungslegung, Bezahlvorgänge und weitere Office-Arbeiten übernehmen sollen. Die Rezeption wäre somit ohne Berücksichtigung von Pausenzeiten und Schichtwechseln 24 Stunden besetzt.„Die Entwicklung wäre nur ein weiterer Schritt in Digitalisierungsprozesse, die ohnehin schon genutzt werden, meinen Befürworter.
Noch Luft nach oben
Sprachverständnis und Feinmotorik stellen derzeit noch die größten Optimierungspotenziale bei humanoiden Robotern dar: Oft verstehen sie Ansagen nicht. Oder sie interpretieren Gespräche, die nicht direkt an sie gerichtet sind, als Befehle. Beim Servieren von Speisen und Getränken verkleckern die Roboter häufig mal etwas. Solch technische Lücken können mit intensiver Forschung und Verbesserungen gelöst werden.
Der derzeit noch größte Minuspunkt für die menschlichen Maschinen ist die fehlende Menschlichkeit. Auf die Kenntnisse eines erfahrenen Concierge zu vertrauen oder mit dem Sommelier über die Weinkarte zu philosophieren, ist der Mehrheit lieber, als den berechneten Empfehlungen des Roboters zu folgen. Dennoch können und werden Aufgaben und Prozesse immer mehr automatisiert.
Vielfältig einsetzbar
Nicht nur im Tourismus-Bereich, sondern auch im Pflege-Sektor, gibt es bereits erste Schritte, den Personalmangel mit humanoiden Robotern auszugleichen. Aufgrund des demografischen Wandels ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Pflegeplätze in Zukunft weiter zunehmen wird.
Das Krankenhaus „Centre Hospitalier Régional (CHR) de la Citadelle“ in Belgien wagte den Versuch, humanoide Roboter für Informations- und Animationszwecke einzusetzen. Bisher mit großem Erfolg, allerdings nie ohne die Begleitung von menschlichen Mitarbeiter:innen. In seiner derzeitigen Funktion stellen humanoide keine Gefahr für Arbeitsplätze dar, da sie nie im Alleingang unterwegs sind. Während der Roboter z.B. Krankengymnastik-Übungen für ältere Erkrankte vormacht, können Fachkräfte die Patienten dabei unterstützen, Fehlstellungen zu korrigieren. Bei den zu behandelnden Personen kommen die technischen Helferlein bisher gut an, sie empfinden diese als willkommene, interessante Abwechslung im Klinik-Alltag.
Roboter zukünftig im Mittelpunkt unserer Gesellschaft?
Momentan sind die Kontaktpunkte zwischen humanoiden Robotern und Menschen noch geprägt von Neugier, Skepsis und Berührungsängsten. Fachkundige aus Tirol sind sich allerdings sicher, dass schon in wenigen Jahren die Robotertechnik aus der Tourismusbranche nicht mehr wegzudenken sein wird. Gerade die Jüngsten in der Gesellschaft wachsen mit Technologien auf, die für ältere Generationen vor einigen Jahren unvorstellbar waren. So ist es nicht verwunderlich, dass die Hemmschwelle bei nachfolgenden Generationen und den zukünftigen Gästen deutlich geringer wird.