Künstliche Intelligenz ist inzwischen in der Lage, Kunst zu erschaffen.

 Bildnachweis: iStock/Dusan Stankovic

Digitale Kunst: Wird KI der Van Gogh von morgen?

Wer denkt, dass wahre Kunst nur auf Leinwänden, Malblöcken und mit verklebten Pinseln entsteht, der hat sich im Zeitalter geirrt. Kunst wird heute mit diversen Programmen auch digital erstellt. Einer der Künstler heißt dabei: Künstliche Intelligenz. Erfahren Sie hier, wo das neue Kunstformat Verwendung findet, wie der Umschwung in der Kunstszene wahrgenommen wird und welche Möglichkeiten es gibt, zu investieren.

Midjourney, Dall-E & Co.  

Ein paar Klicks für ein ganzes Gemälde. In Sekundenschnelle erstellen künstlerisch Begabte und auch weniger Talentierte ein selbst definiertes Kunstwerk. Midjourney ist eine digitale Plattform, die mit einem Instant Messaging Dienst funktioniert.

Durch Eingabe von Arbeitsanweisungen, sogenannten „Prompt“-Befehlen, erstellt die Künstliche Intelligenz in Sekunden visuelle Kunst und Grafiken. Das Ergebnis, das aus dem Repertoire der Künstlichen Intelligenz entsteht, ist oftmals realitätsfremd behaftet und mit der künstlerischen Note einer Maschine. Mit ähnlichen Tools wie Dall-E oder Stable Diffusion lassen sich ebenfalls in wenigen Sekunden Bilder durch KI erzeugen. Jedes Programm hat seine eigenen Stärken, was das künstlerische Endergebnis betrifft.   

Die künstlerische Handschrift einer Maschine  

Da wären wir beim Punkt: Kann eine Maschine überhaupt eine künstlerische Handschrift haben? Im Gespräch über die neuen Technologien, die mittlerweile auch außerhalb der Kunstszene von User:innen Verwendung finden, stehen Skepsis und Kritik. Stöbert man sich durch Kunstforen, so sind selbst Insider der Szene in ihrer Meinung gespalten.

Fakt ist, dass jede:r Künstler:in eine künstlerische Handschrift hat, den ganz eigenen Stil, der sogar in die Geschichtsbücher eingehen kann. Prinzipiell erstellt die KI ihre Bilder in vielen verschiedenen Ausführungen, der Stil bleibt derselbe – wie bei menschlichen Künstler:innen eben auch. Programme wie Midjourney können darüber hinaus jedoch auch Befehle wie „nach dem Stil von…“ verarbeiten.

Wie dies plagiats-technisch zu werten ist, sind sich selbst Expert:innen für Plagiatsschutz noch unschlüssig. Der tatsächliche Einfluss von den digitalen Auftragsstellenden der Kunst ist gering. Die Algorithmen erstellen Bild für Bild selber. Wichtig ist jedoch: KI ist dabei nicht selbstlernend. Die Technik der Künstlichen Intelligenz basiert auf eingespielten Bildern von namhaften Kunstschaffenden, die oft nicht gefragt worden sind, ob ihre Werke eingespielt werden dürfen. Vielmehr könnte man meinen, es geht also nicht um das Endprodukt, dass die KI erstellt, sondern vielmehr um die Algorithmen, wie die KI diese Bilder erstellt. Ist es dann also wirklich die künstlerische Handschrift der Maschine? 

Keywords statt Pinseltechnik

Wir stehen noch relativ am Anfang des digitalen Zeitalters für Kunstwerke. Für Künstler:innen gibt es Chancen und Risiken mit Plattformen wie Midjourney & Co: Einerseits geht die Individualität des eigenen Stils verloren. Andererseits dient Midjourney als Instrument, um den individuellen Stil weiterzuentwickeln, etwas abzumalen oder generierte Kunstwerke weiter zu bearbeiten.

Kunstschaffende auf digitalen Plattformen benötigen dabei Kompetenzen, die über die reine Kreativität und das Wissen über unterschiedliche Pinseltechniken hinausgehen. So müssen sie etwa auch die richtigen Keywords beherrschen! Des Weiteren ist die Einzigartigkeit der Kunst und der Schutz des individuellen Wertes nicht direkt gegeben. Eine digitale Kopie ist meist nur einen Mausklick entfernt ist.

NFTs sind aktuell die fälschungssichere Lösung dafür, um digitale Kunstwerke in Wert zu setzen. Auch dafür ist neues Wissen gefragt. Wer dabei denkt, es handelt sich hier um nicht ganz ernst zu nehmende Spielereien auf dem Kunstmarkt, den können wir mit gutem Gewissen enttäuschen: Das Kunstwerk The Merge von Pak ist mit 91,8 Millionen Dollar das teuerste digitale Kunstwerk!  Auch Tirol kann hier stolz auf ein Vorzeigeprojekt verweisen.

Digitale Kunst in Tirol

In Tirol wurden bereits Initiativen gestartet, um die Synergien von KI und Kunst in unterschiedlichen Branchen zu nutzen. Ende September gab es hierzu etwa einen Workshop, ausgerichtet von kreativland.tirol, digital.tirol und der FH St. Pölten, um im Austausch Projektideen zum Thema Open Data & NFT im Kontext von Kunst und Tourismus zu sammeln. Eine Vorstufe digitaler Kunst ist bereits in den SWAROVSKI Kristallwelten in Wattens zu bewundern. Das Kunstwerk 55 Million Crystals von Brian Eno vereint von Hand gemalte Bildkomponenten mit Computertechnik zu einem meditativ wirkenden Objekt. Kunst in einer etwas anderes digital erweiterten Form ist bei XR-Noe zu bewundern. Das Netzwerk aus Künstler:innen verbindet Tanz, Körper und Performance auf äußerst kreative Weise mit Extended Reality an ausgewählten Schauplätzen in Niederösterreich.

Und wie sieht die Kunst der künstlichen Intelligenz von morgen aus? Die Forschungen dazu laufen auf Hochtouren. Eines ist aber klar: Zukünftig sollen künstlerische Effekte der KI im Gaming-Sektor verstärkt werden. Geplant ist, ganze Spiele mit Werken der KI zu versehen, die sich abhängig vom Spielenden, nach seinen oder ihren Vorlieben von der Spielgrafik algorithmisch verändert. Auch bei Kunstausstellungen gibt es mittlerweile den Bereich digitale Kunst. So stehen KI und menschliche Künstler:innen auf derselben Ebene, nur in einer anderen Kategorie.

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