Daten, Ethik und Recht: Geschäftsmodelle der Zukunft im Fokus von KI und Data Act
KI-Anwendungen bieten Unternehmen enorme Potenziale, aber auch rechtliche und ethische Fallstricke. Wie Firmen die neuen Anforderungen des AI Act und Data Act meistern und gleichzeitig innovative Geschäftsmodelle entwickeln, erläutern Sabine Singer und Georg Huber im Interview.
Worauf können Firmen bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen heute nicht mehr verzichten?
Sabine Singer: Daten sind die Lebensader unserer Unternehmen. Daher ist eine fundierte Datenstrategie unerlässlich, besonders im Kontext von KI-Anwendungen. Entscheidend ist die Qualität der Daten.
Georg Huber: KI erfordert den Einsatz von meist großen Datenmengen. Die Datenstrategie ist eng verknüpft mit einer entsprechenden Data Governance. Das bedeutet, dass Daten, besonders solche, die für das KI-Training verwendet werden, eine hohe Datenqualität aufweisen sollen. Das gebietet auch die KI-Verordnung. Bei der Datennutzung ist insgesamt darauf zu achten, dass Compliance groß geschrieben wird.
Welche rechtlichen Änderungen bringen der AI Act und der Data Act mit sich, insbesondere für KMU?
Georg Huber: Nach dem AI Act müssen Unternehmen ihre KI-Systeme nach Risikoklassen einordnen und spezifische Anforderungen erfüllen. Das beinhaltet auch Transparenzpflichten, wie die Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten bei Interaktionen mit Menschen (zB Chatbots). Der Data Act verbessert den Zugang zu Maschinendaten anderer Unternehmen. Das eröffnet besonders KMU neue Geschäftsmöglichkeiten.
Sabine Singer: Das bedeutet, dass KMU den Zugang zu wertvollen branchenspezifischen Daten erhalten, was ihnen hilft, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Plattformen wie der datahub.tirol fördern diesen Datenaustausch und ermöglicht auch kleineren Unternehmen, auf Augenhöhe mit größeren Akteur:innen zu agieren.
Inwiefern revolutioniert KI die Erarbeitung von Geschäftsmodellen?
Sabine Singer: KI eröffnet völlig neue Geschäftsfelder, von maßgeschneiderten GPT-Lösungen bis hin zu intelligenter Robotik. Allerdings ist es wichtig, ethische Überlegungen von Anfang an zu integrieren, um unerwünschte Risiken zu minimieren. Mit Value-based Engineering, das wir z.B. beim datahub.tirol einsetzen, wird dies sichergestellt.
Georg Huber: Rechtlich gesehen müssen Unternehmen darauf achten, dass ihre KI-Systeme den Anforderungen des AI Act entsprechen, also etwa den Dokumentations- und Transparenzvorschriften, aber unter Umständen auch der Implementierung eines Risikomanagementsystems. Daneben gilt es auch Haftungsfragen, etwa nach der neuen Produkthaftungsrichtlinie, datenschutzrechtliche und urheberrechtliche Vorgaben zu beachten. Geschäftsmodelle, die KI beinhalten, können einem komplexen rechtlichen Rahmen unterliegen.
Wie hilft Value-based Engineering dabei, tragfähige Use-Cases zu entwickeln?
Sabine Singer: Value-based Engineering bietet einen Rahmen, ethische und wertebasierte Leitplanken von Anfang an in den Entwicklungsprozess zu integrieren. Dies stellt sicher, dass KI-Systeme nicht nur leistungsfähig sind, sondern auch vertrauenswürdig.
Georg Huber: VbE unterstützt auch bei der rechtlichen Absicherung. Es unterstützt bei der Einhaltung der Dokumentationspflichten des AI Act und fördert eine transparente Kommunikation, etwa mit Aufsichtsbehörden. Dies hilft, Compliance-Probleme frühzeitig zu adressieren und teure Nachbesserungen zu vermeiden.
Bei der Implementierung der DSGVO haben viele Betriebe Unsicherheiten erlebt – wie lassen sich diese bei AI Act und Data Act vermeiden?
Georg Huber: Unternehmen sollten frühzeitig beginnen, sich mit den neuen Regelungen auseinanderzusetzen, anstatt bis zur letzten Minute zu warten. Es ist wichtig, Expert:innen einzubeziehen und Mitarbeiter:innen zu schulen, insbesondere diejenigen, die mit KI-Systemen arbeiten. Ein strukturierter Ansatz, der eine Bestandsaufnahme der aktuellen Daten und Systeme beinhaltet, ist der Schlüssel.
Sabine Singer: Genau, und durch Plattformen wie den datahub.tirol können Unternehmen sicherstellen, dass sie auf eine vertrauenswürdige Datenbasis zugreifen und so rechtliche sowie ethische Risiken minimieren.
Inwiefern kann der datahub.tirol Firmen bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen unterstützen?
Sabine Singer: Der datahub.tirol ist mehr als nur eine Plattform für Datenaustausch. Er bietet Unternehmen Zugang zu einem globalen Partnernetzwerk und unterstützt die Co-Creation von neuen Geschäftsideen. Zudem fördern Workshops und zertifizierte KI-Trainings die Entwicklung von ethisch fundierten Strategien. Die Services des datahub.tirol werden nun sukzessive ausgebaut.
Georg Huber: Aus rechtlicher Perspektive bietet der datahub.tirol KMU wichtige Unterstützung, insbesondere bei der Gestaltung von Datennutzungsverträgen. Die Plattform hilft, dass Unternehmen einen sicheren Datenaustausch mit klaren Regeln durchführen können. Dadurch minimiert er potenzielle rechtliche Risiken.
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